Wir wurden von der Hitze geweckt, die sich langsam in unser Auto schlich. Tinu und ich hatten uns in der Nacht ausgesperrt. Als wir mitten in der Nacht beide nochmals aufgestanden waren, hatte ich festgestellt, dass die Schiebetür nicht richtig verschlossen war, und sie ganz geschlossen – das hatte wohl der Zentralverriegelung den Impuls gegeben, nochmal alles zu verschliessen – und wir standen draussen. Déjà Vue (letztes Jahr hatten wir uns in Frankreich schon mal unter anderen Bedingungen ausgeschlossen). So ein Mist. Zu allem Unglück waren hier die Mücken auch noch besonders zahlreich und besonders aggressiv, wir wurden sofort attackiert. Wir versuchten es an allen Türen, natürlich nichts. Aber bei der Fahrertür war das Fenster unter den Lüftungsschlitzen nicht ganz geschlossen. Tinu hatte schon wieder die Zündung laufen lassen, sicher eine Stunde lang, und hatte sich deswegen nicht getraut, die Batterie noch mit der Schliessung des Fensters zu belasten. So war es ihm möglich, die Lüftungsschlitze zu entfernen und das Fenster zu öffnen. Dankbar waren wir zurück in unsere Betten gekrochen.
Wir waren uns alle einig, dass wir möglichst bald weiter wollten. Es war unangenehm tüppig heiss und am Vorabend hatten wir mitten in der Wiese, wo wir parkiert hatten, eine volle Windel gefunden. Widerlich. Der Müll in all diesen Ländern ist nicht zu verstehen. Bulgarien wirkt im Allgemeinen etwas sauberer, dafür ist es dann an gewissen Stellen umso widerlicher. Es ist nicht die erste Windel, und nicht weit von hier hatte man ein Auto einfach am Seeufer abgestellt, ein Sofa, Isolation, Badehosen, Tablettenverpackungen…aus Liebe zur Natur überwanden wir uns, packten das Ding in einen separaten Sack und entsorgten alles gleich im nächsten Container, nachdem das Auto zu unserer Erleichterung mit einem Stottern angesprungen war. Eigentlich hatten wir geplant gehabt, nach Serbien weiterzufahren. Nun hatte ich aber gelesen, dass man sich dort innerhalb 24h bei der Polizei anmelden muss, bzw. das der Campingplatz tun würde, und in vernünftiger Reichweite des Grenzübergangs fand sich auf Park4night kein empfehlenswerter Campingplatz. In Rumänien hingegen sah es so aus, als könne man entlang der Donau an vielen Orten freistehen. So gings nun doch nach Rumänien, das wir eigentlich hatten auslassen wollen. Nach den intensiven Kontrollen der letzten Grenzübergänge waren wir auf eine lange Wartezeit gefasst und einigermassen erstaunt, als man nicht einmal merkte, wo denn nun der Zoll gewesen wäre? Einzig die bulgarische Polizei kam noch auf uns zu, wir hätten keine Vignette gelöst. Das hatten wir aber sehr wohl und zum Glück hatte ich gelesen, man solle die Quittung aufbewahren. Sie reichte als Beweis und es stellte sich heraus, dass die unzuvorkommende Dame im Postamt, die kein Englisch gesprochen hatte, ein falsches Land eingegeben hatte. So hatte das System Alarm geschlagen, weil wir wohl als Schweden oder so registriert worden waren. Zum Glück war das mit der Quittung schnell und unbürokratisch geklärt. In Rumänien suchten wir uns bald einen Platz für eine Mittagspause, ein kleiner See unweit der Strasse bot sich an. Wieder einmal durften wir etliche Bienenfresser beobachten, ein paar Blauraken, weisse Reiher und diese eleganten Schwalben-möven, die wir schon in Montenegro gesehen hatten. Ausserdem stand eine Herde Kühe malerisch im See rum. Ein paar Rumänen hatten sich hier ihr Territorium markiert, indem sie mit Plastikplanen oder Paletten eine Art Unterstand oder Zaun gebastelt hatten. Nach dem Mittagessen gingen wir noch in den trüben See zur Abkühlung, auch wenn er einigermassen warm war, unter den männlichen Mitgliedern der Familie entbrannte eine Schlammschlacht.
Ich hatte weiter oben an der Donau ein paar Plätze ausgesucht, der erste war nicht weit. Hier wehte ein starker Wind, aber etwas weiter hinten im Pappelwald war er erträglich und die Umgebung sehr schön. Wir machten einen kurzen Spaziergang, begegneten ein paar freundlichen Rumänen, die hier zelteten, und dann machte sich Tinu ans Feuer machen, da wir endlich wieder einmal in einem Land waren, wo das erlaubt war. Wir machten etwas Schule, danach erfanden die Jungs ein Spiel mit der Fischerrute, die Ben am Morgen noch gefunden hatte, als unweit von uns ein recht grosser Ast runterknallte und zerbarst. Und das konnte ja bei diesem Wind jederzeit wieder passieren. Wir konnten hier also nicht stehen bleiben, zu schade! Aber etwas weiter, neben den freundlichen Rumänen, waren die Pappeln deutlich jünger und weniger dicht. Wir rückten ihnen also etwas auf die Pelle, assen und machten nochmals ein Lagerfeuer. Dank Wind und Lagerfeuer gings grad so mit den Mücken..
Nach einer ereignislosen Nacht standen wir gemütlich auf, setzten uns an Ufer der Donau (die den Spuren nach in den letzten Tagen sehr, sehr viel mehr Wasser mitgeführt haben muss), tranken Kaffee, lasen. Meo musste etwas Schlaf nachholen, es wird oft spät. Nach einer Weile gingen Tinu und ich joggen und die Jungs übten sich im Fischen. Danach waren wir erhitzt genug, um uns in die braunen Fluten der Donau zu stürzen, und parkten dann noch ein wenig um, um etwas mehr Privatsphäre zu haben und die Hängematte aufhängen zu können. Der Nachmittag verstrich ruhig mit Lesen, Fischen, Spielen, Bericht schreiben..
Gegen Abend versuchte ich, im Petermax einen Apfelkuchen zu backen – eine Geduldsübung für mich, denn zum Backen darf es nicht zu heiss sein. So wurde auch dieses Mal der Boden wieder schwarz, schade! Das nächste Mal wirklich einfach geduldig nur in die Glut… wegen der zahlreichen und ausgehungerten Mücken assen wir ganz vorne, wo der Wind am stärksten wehte. Und gingen dann auch bei einbrechender Dunkelheit ins Bett
Tamara

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