Nach einer erstaunlich guten Nacht auf diesem die ganze Nacht belebten du beleuchteten Parkplatz gab’s ein kurzes Morgenessen. Jon und Meo verschwanden schon bald auf den Dorfplatz am anderen Ende der Bucht und uns zog auch dorthin, da wir sehr gerne nochmals einen so sensationell guten Kaffee gehabt hätten, wie ihn Tinu gestern gehabt hatte. Zu unserer Enttäuschung öffneten sie erst um 11 Uhr. Also gab’s einen schäbigen Kaffee im grossen Restaurant weiter vorne, die Jungs erfanden eine Parcours-strecke auf dem nahegelegenen Spielplatz, dann ging es weiter der Schwarzmeerküste entlang. Im Führer wird diese als Grün und üppig beschrieben, mit Haselnuss und Teeplantagen. Das hätte ich gerne gesehen. Leider empfanden wir sie eher trist, schäbig, lieblos. Als dann endlich ein paar Hügel voller Haselnusssträucher auftauchten, war es etwas schöner, aber auch der Strand, wo wir zum Mittagessen die diversen Soldatenbüchsen, die Ben im Wald verstreut gefunden hatte, ausprobierten (leider auch kein Erfolg) war trist und einfach nicht schön. Schwer zu definieren, an was es lag. Pflanzen haben sicher gefehlt, die Häuser waren alle wüst, und zwar nicht einfach heruntergekommen, dem kann ich durchaus was abgewinnen, aber die waren gar nie schön gewesen und nun obendrauf noch heruntergekommen, der Strand war grau, das Meer trüb (gebadet haben wir natürlich trotzdem – wie hätten wir sonst Roli unter die Augen treten sollen). Kurz darauf sah es doch noch nach einem schönen Plätzchen aus, ein kleiner Fluss führte ins Meer, daneben stand ein Wäldchen. Wir fuhren hinunter, doch vorne war eine Art Camping mit ein paar schäbigen Hüttchen, die man vermutlich hätte mieten können, und es schien uns doch zu frech, in ihrer Zufahrt zu campieren (auch wenn es noch nicht geöffnet wirkte, aber sie waren am Mähen). Auf der anderen Seite des Flüsschens standen auch ein paar Autos. Beim Erkunden stellte sich heraus, dass es eine Mischung aus Camping und Picknickplatz war – leider total trostlos und wüst. Wir fuhren weiter durch öde Siedlungen und beschlossen dann, unser Glück an dem Fluss zu versuchen, der entlang der Hauptstrasse floss, die nach Süden zur Autobahn nach Istanbuls führte. Das war auch nichts, also weg von der Strasse und den Park4night Platz an einem kleinen See suchen. Der Weg dorthin führte durch kleine Dörfchen, die wieder so arm waren wie das Hinterland von Kroatien und die Strasse so schlecht wie in Albanien. Man schaute uns verwundert nach. Am Ende des letzten Dörfchens fuhren wir auf einer eingetrockneten Schlammpiste aufs Weideland hinaus, kapitulierten vor einem grösseren Schlammloch und parkierten am Rand eines Pappelwäldchens. Dabei ging mir durch den Kopf, dass es ja wieder typisch wäre, wenn an einem so abgelegenen Ort unerwartet viele Leute auftauchen würden – und so kam es auch. Während dem wir dort zwischen den Kuhfladen kochten kam aus der Pampa hinter dem Wäldchen ein Motorrad gefahren, die Person hinten zog eine Schubkarre hinter sich her. Dann kam ein älteres Paar mit einer Art Balkenmäher mit Brügi, vollgeladen mit Ästen. Und im Laufe des Abends noch etwa drei weitere Traktore, von denen einer hielt und der Bauer fröhlich mit uns plauderte, obwohl ihm schon nach dem ersten Satz klar geworden sein musste, dass wir kein Wort verstanden (Obwohl man dazu sagen muss, dass viele zuerst mal türkisch mit uns sprachen wenn wir sie mit «Merhaba» begrüssten). Ausserdem noch etwa drei Personen zu Fuss – wo kamen die alle her und was taten sie dort hinten im Schlamm? Jon und Meo entdecken noch einen Igel im Unterholz, der ausgelegte Soldatenfrassköder wird in der Nacht vor laufender Kamera von einem Fuchs geholt.
Tamara
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