Am nächsten Morgen erwachen wir bei angenehmen Temperaturen. Auch stehen wir in einer schönen, grünen Gegend. Bald entdecke ich nicht weit vom Auto zwei grosse Steinpilze. Da mir das eher unwahrscheinlich erscheint, frage ich noch Tinu, der es bestätigt. Nun bricht das Pilzfieber aus, alle schwärmen aus und suchen. Schon bald beginne ich mit Rüsten und Auffädeln, alle anderen suchen. Vielleicht muss man hier erwähnen, dass keiner unserer Jungs Pilze mag, aber da wir bei anderen Gelegenheiten aus lauter Verzweiflung auch schon einen Finderlohn ausgesetzt haben, sind sie hoch motiviert. So wird es später Morgen bis wir weiterfahren Richtung Kappadokien mit Ziel Sultanhani, die grösste noch erhaltene Karavanserei in der Türkei. Wir haben Glück und es findet in der Strasse daneben gerade ein Markt statt. Wir schlendern darüber und staunen über das Angebot an Früchten, Gemüse, Oliven, Trockenfrüchte, Schuhe, Küken, Pflanzen…Wir besuchen die eindrückliche Karavanserei, erfahren am Schluss, dass das grosse, kirchenähnliche Gebäude am Schluss der Stall und das Winterquartier waren (schönster Stall ever) und setzen uns dann in einem Park in den Schatten, um die neuen Oliven, Brot und Tomaten zu essen. Die beiden freundlichen Herren, die dort in der Nähe schon sitzen, heissen uns willkommen und tragen eine zweite Bank herzu, als sie sehen, dass wir auf einer nicht alle Platz finden. Ansonsten wirkt der Ort hier eher trostlos und auf Tinu sehr feindselig. Nun müssen wir noch die Frage klären, ob wir den Umweg zum Salzsee auf uns nehmen. Da ich nicht sicher sein kann, dass das wirklich lohnenswert sein wird, getraue ich mich nicht, allzu sehr darauf zu bestehen. Aber Tinu willigt ein und wir fahren weiter auf der schnurgeraden Schnellstrasse – zum Glück wieder einmal mit einem guten Hörbuch, das allen gefällt. Unterwegs halten wir an einer Wasserstelle, die ganz eindeutig für Mensch und Tier gebaut wurde. Der Lastwagenfahrer, der schon dort steht und sich einen Cay kocht, beobachtet uns (argwöhnisch?). Als Tinu beim Wegfahren turkish style kurz hupt, winkt er energisch und deutet auf seine Teetasse. Wir halten wieder an, packen unsere Gläser aus und gehen zu ihm und seinem jungen Begleiter. Mit uns kommt auch gleich ein anderer Lastwagenchauffeur, zusammen trinken wir einen Schwarztee, erfahren, dass der eine Kurde ist und über 10 Geschwister und 5 Kinder hat, der andere Türke und mit neuen Lastwagen auf dem Schlepper unterwegs nach Ankara und dass sie wie Brüder seien. Nicht schlecht für die paar Brocken Englisch und Türkisch. Und eine sehr schöne Begegnung. Kurz darauf erkunden wir einen kleinen Schotterweg, der zum Salzsee führt, zu Fuss, und der eine fährt hupend vorbei. Der Schotterweg erweist sich als fahrbar, wenn er auch unten lehmig wird. Wir fahren hinunter und gehen dann den Rest bis ans Seeufer zu Fuss. Je näher er kommt, desto faszinierender wird der See. Von weitem noch recht farblos sieht man jetzt das weisse Salz, das hie und da eine rosa Färbung hat, der Himmel spiegelt sich in der glatten Fläche. Unter den nackten Füssen fühlt sich das Salz mal scharf-kristallig an, dann wieder schmeichelhaft fein. Eine Augenweide, die auch taktil ein Erlebnis ist. Es ist, als könne man in Schönheit und Helligkeit eintauchen. Die Jungs wollen bald einmal zurück, da Meo das Salz brennt, aber zum Glück kommen sie mir zuliebe nochmals mit Kamera und Stuhl als Stativ zurück, um ein paar Familienphotos zu schiessen. Danke dafür, ich freue mich sehr über das Resultat.
Zurück an Land koche ich Orangenreis (Inspiration Simi) und die Jungs spielen neben mir in der kargen Steppe auf einem Holzbrett Bohnanza – ein herzerwärmendes Bild mehr. Die Füsse, die ganz weiss sind vom Salz, spülen wir einigermassen ab. Bevor es ins Bett geht, fahren wir nochmals ein Stück weiter hinauf, näher an die Strasse. Einfach für den Fall, dass die paar dunklen Wolken über Nacht Regen bringen. Die aufgestellte Wildkamera bleibt leider auch diese Nacht leer.
Tamara
Wäre wirklich sehr schade, wenn es diese Fotos nicht gäbe. Schön euch zu sehen!