top of page
Suche
tamarautinu

Antalya

Am nächsten Morgen wollen wir mal herausfinden, was es mit dem berühmten türkischen Morgenessen auf sich hat. Die erste Café Bar verlassen wir gleich wieder, als wir die Preise sehen. Das zweite Restaurant hat ein Morgenessen für zwei im Angebot, auch nicht gerade günstig für die Türkei, aber als er merkt, dass wir zögern, meint er, das reiche auch für die ganze Familie. Womit er Recht hatte. Dazu für alle einen frisch gepressten Saft, wunderbar (2x Orange, 2x Granatapfel, 1x Wassermelone, alle happy mit der Wahl). Danach fahren wir nach Antalya, was irgendwie schneller da ist als erwartet, und Tinu lotst mich durch das Verkehrsgewusel auf einen Parkplatz mitten im Zentrum. Der ist aber so zuparkiert, dass wir uns fragen, wo wir parkieren sollen. Kein Problem. Aus dem Schatten des einen Baumes taucht ein Mann auf, gestikuliert, er werde das Auto dort drüben ausparkieren, dann könnten wir dort rein. Praktisch. Wir bezahlen und machen uns, einigermassen planlos, auf, die Stadt zu erkunden. Schon die erste Gasse ist faszinierend, was da alles an verschiedenen Menschen und Bekleidungen vorbei strömt. Von unserem letzten Besuch ca 2007 haben wir die Stadt als interessant in Erinnerung, besonders das Quartier mit den Handwerkern. Zuerst geraten wir in einen Art Shouk, wo sich ein Billigimitatsladen an den anderen reiht. Ein Unterwäschehändler quatscht uns auf Deutsch an, als er uns hört, später ein zweiter. Dieser spricht recht gut Schweizerdeutsch, da er ein paar Jahre mit einer Schweizerin verheiratet war. Tinu nutzt die Gelegenheit und fragt ihn, wo wir denn günstig türkisch essen könnten. Er nimmt uns gleich mit, fragt unterwegs noch bei zwei Kollegen nach, geht dann zielstrebig gleich nach hinten in die Küche und verhandelt mit den Köchen. Eigentlich wären wir von hier ganz gut klar gekommen, aber er vereinbart gleich, dass wir einfach von allem etwas kriegen und verschwindet wieder. Zuerst ärgere ich mich ein wenig, weil ich in der Türkei doch keine Teigwaren essen will, doch schlussendlich geht es prima auf: ich bekomme von den Jungs das Auberginengericht und ich werde die Teigwaren los. Nach dem Essen suchen wir mal die Altstadt, die als sehenswert gilt, und schlendern hindurch. Die alten Häuser und Gassen sind in der Tat schön, die Restaurants und Cafés ebenfalls. Unterwegs gehen wir an einer offenen Moschee vorbei, was uns noch nie passiert ist. Normalerweise sind die eher verschlossen und abweisend, mit vielen Hinweisen, was man alles nicht darf. Das hat diese hier auch, aber immerhin eine offene Tür…ich nehme die Gelegenheit wahr, ziehen mir um die Ecke ein langes Kleid und ein Kopftuch über und gehe hinein (ich finde es immer wieder schwer einzuschätzen, welche Kleidung nun als Frau angebracht wäre, da man meist beides sieht, westliche Kleidung und Kopftuch/lange Kleidung, deswegen habe ich im Zweifelsfall immer ein Tuch und einen langen Rock dabei). Die Männer sind alle in kurzen Hosen und bleiben draussen. Ich werde unverzüglich darauf hingewiesen, meine Schuhe auszuziehen, obwohl es unübersehbar auf jeder Treppenstufe steht, dann gehe ich über den hellblauen Teppich hinein – das ist wohl der augenfälligste Unterschied zu einer Kirche, alles ist mit Teppich ausgelegt. Sonst erinnert es erstaunlich an eine Kirche – weil es eine war, wie ich später lese. Deswegen weiss ich nun immer noch nicht viel mehr, da ich in einer Kirche war, die zu einer Moschee umgenutzt wurde. Tinu und ich gönnen uns darauf einen Cappuchino (in der Türkei nicht üblich), die Jungs machen sich mit 50 Türkischen Lira auf, um ein Eis zu kaufen. Bald darauf landen wir wieder im neueren Teil der Stadt und wissen nicht so recht, wie weiter, bzw. wie wir nach dem Handwerkerviertel suchen sollen. An einer Kreuzung spricht uns einer in gutem Deutsch an, verwickelt uns in ein Gespräch, fragt, wo wir noch hinwollen. Ah, die Handwerker, die seien gleich da drüben, er zeige es uns. Darauf folgt eine ausführliche Erklärung, was wir uns noch alles ansehen sollten und könnten. Als wir uns von ihm lösen wollen, kommt dann die Bitte um Geld, er könne doch nicht mehr arbeiten, ob wir nicht was hätten. Da er uns immerhin zu helfen versucht hatte, gebe ich ihm Lira im Wert von einem Franken, worauf er sich beschwert, ob wir ihm denn nicht Euro hätten. Eh, nein, wir sind ja in der Türkei. Ja aber zumindest das dreifache sollte es schon sein, das reiche ja nicht, um etwas zu essen zu kaufen (doch)…unangenehm. Und hinterlässt auch einen unangenehmen Nachgeschmack. Natürlich hätten wir ihm mehr geben können, aber er hatte uns ja ungefragt bequatscht, und daheim ist es mir noch nie passiert, dass sich ein Bettler beklagt hat, wenn er was erhielt…war es denn so unangebracht? Aber es war ja weit mehr, als die Münzen hier wert sind, und die meisten Bettler erhalten wohl nur Münzen?

Das Handwerkerviertel, wenn es denn das war, besteht nur aus ein paar wenigen Buden, leider. Beim einen Messerladen lässt Tinu sein Sackmesser schleifen (der brummige Mann zeigt sich am Schluss noch sehr beeindruckt ab dem Viktorinox Messer, so eines sei hier sehr teuer), ich kaufe mir ein kleines Messerchen mit Holzgriff in der Hoffnung, dass sich das als Blumenmesser eignen wird. Danach schlenderen wir einfach noch ein bisschen durch die Stadt auf der Suche nach Ersatz für unsere Emaille Kaffeebecher, bei denen sich der Belag löst. Und als wir gerade vor so einem Haushaltsgeschäft stehen, sehe ich auf der anderen Strassenseite ein Hamam. Ein Hamam Besuch gehört zu den Erfahrungen, die ich gerne mit den Jungs geteilt hätte, aber da dort in der Regel Frauen und Männer getrennt sind, ist das für unsere Familienkonstellation sehr ungünstig. Ich gehe hinüber und erkundige mich, ob hier Frauen und Männer auch gemeinsam das Hamam besuchen könnten. Yes, no problem. Und ob wir auch mit Kindern kommen könnten? Yes, no problem. Sie nehmen mich sogar hinein und zeigen mir das Dampfbad, wo ein stämmiger Türke mit nichts als einer Sumo-unterhose gerade massiert wird. Wieder draussen frage ich, was denn der Eintritt für die Kinder kosten würde? Nun scheinen sie doch nicht mehr zu verstehen. Schliesslich meinen sie, die Kinder wären gratis. Das klingt ja alles ganz wunderbar, ob sie mich wohl richtig verstanden hatten? Ich gehe zurück zu den Männern und erkläre ihnen die Situation. Alle wollen sich gerne darauf einlassen, aber zuerst müssen wir dringend was trinken. Auf der Such nach einer Flasche Wasser beobachten wir noch einen Verkäufer von Turkish Ice Cream (haben wir noch nicht ausprobiert), wie er einer Familie Eis verkauft und dabei einen Trick nach dem anderen hervorzaubert, um die Kinder zu unterhalten. Der Verkauf nimmt mehrere Minuten in Anspruch und wir schauen amüsiert dabei zu. Als wir dann als ganze Familie im Hamam auftauchen, werden sie doch etwas unsicher. Ob wir vielleicht morgen kommen wollen? Nein, morgen seien wir nicht mehr da. Ok – kurze Beratung – no problem. Einer der recht jungen Herren führt uns nach oben in zwei Zimmerchen, wo wir uns umziehen, sprich ausziehen und das Tuch umbinden sollen. Was für mich einigermassen knapp ausfällt sieht an Tinu und den Jungs super aus. Dann führt er uns in eine Art Séparé, ein kleines Dampfbad nur für uns. Er lässt warmes Wasser in die kleinen Becken am Rand und gibt uns zu verstehen, wir sollten uns damit begiessen, er sei in ein paar Minuten zurück. Als er wiederkommt, deutete er mir, mich auf die Liege zu legen, und nun werde ich mit einem groben Handschuh abgebürstet. Danach schäumt er in einem Kessel viel Seife mit etwas Wasser auf, spannt einen dünnen Baumwollsack auf, füllte ihn mit Schaum und streicht ihn über mir aus, bis ich ganz mit Seife bedeckt bin. Danach auch über die Jungs ein paar Säcke voll Schaum, eine Seifenschaummassage für mich. Anschliessend soll ich mich aufsetzen, er shamponiert mir die Haare mit kurzer Kopfmassage, danach werde ich gründlich mit Wasser übergossen und Tinu ist an der Reihe. Das alles tut er hingebungsvoll und freundlich, und wären die Jungs nicht so ausgelassen, würde er vielleicht dazu singen, scheint mir. Als wir wieder in den Eingangsbereich kommen, werden uns Frottétücher umgelegt, wir sollen eine Weile sitzen und uns dann wieder anziehen. Zum Abschied gibt’s irgendein Zirtonensaftirgendwasgemisch auf die Hände. Voller Dankbarkeit, dass wir das nun als Familie erleben durften, gehe ich (wir) hinaus. Zufrieden gehen wir zurück zum Parkplatz, kaufen uns noch einen Becher mit warmen Maiskörnern, und staunen über die Leere. Unglaublich, wie viele Autos die hier hineingeparkt hatten. Wir fahren aus der Stadt hinaus an einen Strand, von dem uns ein paar türkische Camper gesagt hatten, dass man dort übernachten könne. Da wir sehr müde sind, sind wir nicht sehr anspruchsvoll und parken auf einem hässlichen Parkplatz mit etlichen anderen. Dumm nur, dass die halbe Nacht Hunde herumbellen..

Tamara




23 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page