Wir liessen uns viel Zeit am nächsten Morgen. Tinu war happy über das WLAN, da daheim die OL WM startete, wir anderen verbrachten nochmals recht viel Zeit im See. Zum Glück ist Meo mittlerweile wirklich sicher im Wasser und die Jungs hatten viel Spass mit dem Board von Tinu.
Da es keine Rolle spielte, wann wir abreisten, kochten wir noch dort was und packten dann zusammen, um am anderen Seeufer nun doch noch endlich die «Hüpfburg» im Wasser zu besuchen. Ein Mann kam uns hinterher mit dem Wellenbrett, das wir liegen gelassen hatten, und ein Junge kam mir aus den Duschen nach, weil er dachte, der Kamm gehöre mir. Wir erlebten die Serben also als sehr hilfsbereit und freundlich. Noch einmal kamen die paar Jungs, um in Englisch zu kommunizieren. Als ich sie fragte, was wir in Serbien noch besuchen sollten, nannten sie sofort einen der Nationalparks. Was denn dort so sehenswert sei, wollte ich wissen. «Cevapcici» hiess es sogleich. Und als ich lachte: «and Burger».
Auf der anderen Seite des Sees setzten wir uns ins Restaurant, in der Annahme, dass Konsumenten dann das Gumpischloss benutzen durften. Als wir lange nicht bedient wurden, und mittlerweile herausgefunden hatten, dass das Gumpen kostenpflichtig war, setze ich mich auf einen der Liegestühle und skizzierte Ideen für anstehende Dekorationen und die Männer hatten 40 Min. Verfolgungs-, Blödel- und Gumpispass.
Es folgte die Fahrt nach Belgrad, wo wir leider vergeblich eine Gasauffüllstation besuchten und danach am Stadtrand parkierten, um bei 37 Grad durch die Stadt zu schlendern und schlecht zu essen. Viele der Restaurants hier hatten Sprühschläuche installiert um ihre Gäste etwas zu erfrischen. Belgrad hatte eine eindrückliche Statue, etliche schmucke Häuser und auch wieder mal ein paar Strassenkünstler – zum Beispiel Jongleure, die vor den Autos an der roten Ampel jonglierten. Mal eine andere Geschäftsidee. Erfreulicherweise trafen wir kaum auf Bettler – warum auch immer das von Stadt zu Stadt so verschieden ist.
Es war schon dunkel, als wir durch die schäbigen Hintergassen und zwischen sovjetisch anmutenden Hochhäusern hindurch zu unserem Auto zurückgingen. In einem Vorort von Belgrad stellt ein Firmenbesitzer zwei seiner Parkplätze gratis für Camper zur Verfügung, dort wollten wir die Nacht verbringen. Die Fahrt dauerte etwas länger als erhofft und auf dem Parkplatz stand die drückend heisse Luft bockstill, aber der Wächter war sehr freundlich und Tinu happy über das WLAN, so konnte er sich OL technisch gleich wieder auf den neusten Stand bringen.
Erwartungsgemäss war es am Morgen laut und heiss und wir fuhren um 8 Uhr bei bereits 31 Grad los, nochmals nach Belgrad. Die Burg gab nicht viel her, aber die Jungs fanden in einem Brunnen recht viele Münzen und ein Eichhörnchen sprang lustig zwischen den ausgestellten Kanonen umher – ein schöner Kontrast. Wir schlenderten nochmals durch die Stadt, wo bei die Hitze schon alles etwas dämpfte, die Jungs warteten geduldig, bis ich zwei Kleider gekauft hatte, wobei mir Jon sogar dabei half und die Klimaanlage im Laden ein Vorteil war. Danach setzten wir uns für ein Frappé in ein Café, wo man dank Internet OL verfolgen konnte und ich versuchte, für die nächsten paar Tage was herauszufinden. Wir sind nämlich am Dümpeln. Nachdem wir bis in die Türkei nie recht wussten, wie gut die Zeit reichen würde, brauchten wir in Bulgarien dann dringend etwas Ruhe und nahmen es gemütlich. Und nun sind wir seit Rumänien in der seltsamen Situation, dass wir etwas reisemüde sind, nun aber eigentlich gezwungen sind, in dieser Gegend noch etwas zu bleiben, da wir einen 4 tägigen OL in Zagreb gebucht haben. Was dazu führt, dass ich krampfhaft nach schönen Plätzchen suche, wo wir noch etwas bleiben können, was dank grosses Hitze, durchwegs braunen Gewässern und grosses Mückenplage nicht ganz einfach ist.
Irgendwann war dann aber genug. Wir gingen zurück zum Auto, navigierten aus Belgrad raus und begaben uns wieder an die Donau in der Hoffnung auf Abkühlung. An einem kleinen Strand machten wir eine Badehalt. Es zeigt, wie heiss es zur Zeit ist, dass wir trotz schlammigem, unsicheren Untergrund im undurchsichtigen, braunen Wasser baden gingen, in dem gschlüttrige Fetzen, Äste und Apfelgehäuse schwammen. Das Strändchen war ziemlich voll und roch zunehmend fäkal, weshalb wir nach einer Lesepause weiterfuhren. In einem kleinen Dorf zweigten wir auf eine schlechte Schlotterstrasse ab, die Richtung Donau führte. Da der Weg aber so lehmig und ausgewaschen/ausgefahren war, hielten wir mitten auf dem grossen, flachen Grasgebiet kochten was. Im Hintergrund stand eine riesige Wand aus wohl brüchigem Gestein oder Sand, voller unzähliger Löcher, und davor herrschte ausgesprochen reger Betrieb. Hunderte von Mauerseglern und Bienenfresser gingen ein und aus und schwirrten durch die Luft über uns. Tinu meinte noch, hier sollten wir für einmal nicht viele Mücken haben, die würden doch alle von den Vögeln gefressen. Aber es war hier, dass wir die serbischen Kampfmücken kennen lernten. Wir waren völlig unvorbereitet, als sie nach Sonnenuntergang auf Kommando alle gleichzeitig von allen Seiten angriffen. Sie mussten im Hinterhalt gelegen haben und wir waren nur noch am um uns Schlagen und versuchten dabei, so schnell wir nur möglich das Dachzelt und unser Bett aufzustellen. Du meine Güte! Als wir endlich alle in Sicherheit waren, verbrachten Tinu und ich noch etwa eine Viertelstunde damit, alle Mücken tot zu schlagen, die es ins Auto geschafft hatten. Endlich Ruhe. Noch ein bisschen lesen und dann schlafen. Wäre der Plan gewesen. Aber es dauerte nicht lange, da brach ein Gewitter los. Es windete, regnete, blitze und donnerte – natürlich dann, wenn wir auf einem lehmigen Bitz standen und noch ein Stück schlechte Strasse hochfahren mussten, um wieder auf festen Grund zu kommen. Da unsere Hecktüre unglücklicherweise seit einer Weile im etwas geöffneten Zustand nicht mehr dicht ist, tropfte es schon sehr bald auf unsere Matratze. Ich stieg also aus, um den Haken zu entfernen und die Tür zu schliessen, und stellte dabei fest, dass wir in der Mückenaufregung die Küchenkiste, die Schuhkiste und die Geschirrkiste draussen stehen gelassen hatten. Also auch die noch im strömenden Regen ins Auto verfrachten, Türe schliessen, tropfnass ins Bett schlüpfen und sich Mühe geben, sich nicht zu viele Sorgen zu machen. Glücklicherweise waren von oben keine Hilferufe zu hören und das Gewitter dauerte nicht länger als eine Stunde. Wir kamen also noch zu etwas Schlaf, immerhin hatte der Regen die Luft angenehm abgekühlt.
Der nächste Morgen war strahlend schön und nicht ganz so heiss, Halleluja. Wir genossen die angenehme Temperatur, Jon schlich sich an die scheuen Bienenfresser an um ein paar Photos zu schiessen, wir spielten und gaben dem nassen Boden Zeit, zu trocknen. Der Plan ging auf, wir schafften es gerade so, ohne steckenzubleiben wegzukommen. Novi Sad ist laut Lonely Planet sehenswert, aber da niemand schon wieder Lust hatte auf Stadt suchten wir nochmals einen Platz an der Donau. Wieder zweigten wir in einem kleinen Dorf auf eine kleine Strasse ab, die uns in vielen Kurven, dicht bewuchert und über etliche Unebenheiten an einen Picknick Platz an der Donau führte. Während wir kochten tauchte aus dem verwahrlosten Gebäude neben uns ein verwahrloster Mann auf, der uns finster anstarrte und dabei mit einem wohl aus der Donau gefischten Etwas, das mal ein Besen gewesen war, im Zeitlupentempo den Vorplatz wischte. Die Spuren des nächtlichen Gewitters waren hier überall zu sehen. Uns war nicht ganz wohl, aber er tat uns ja nichts. Und als er die Jungs beim Abwasch sah, kam er mit seiner Wasserflasche und bot irgendetwas an, das niemand verstand. Schlussendlich hatte er jedenfalls unsere Wasserflasche und wir seine und Tinu wurde hereingebeten, sich seine überaus notdürftige Unterkunft anzusehen und ein Bild, das er mal gemalt hatte und wohl 18x verkauft hatte (?).
Wir sassen noch eine Weile an dem mit Muscheln übersäten Strand, der nach Schlamm roch, kühlten uns im braunen Wasser und Ben fing seinen ersten Fisch, den er auch selbst ausnahm und briet. Nicht weit entfernt fand ich einen flachen Platz, der etwas mehr abgeschirmt war, und wir zogen dorthin um. Diesmal waren wir besser vorbereitet, assen und stellte das Zelt auf bevor die Sonne ganz weg war, und stellten dann überrascht fest, dass diese rauchende Schnecke, die die Jungs irgendwo gefunden hatten, gar nicht schlecht gegen Mücken half. So war es sogar möglich, noch eine Weile zu spielen, bevor wir ins Bett schlüpften
Tamara
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