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tamarautinu

Ende Montenegro, anfangs Albanien

Die nächsten Tage verbrachten wir an einem langen 0815 Strand, damit Tinu endlich sein Wing-Foil-Material ausprobieren konnte. Etwas hinter der Bar, die stellenweise recht hübsch war, lag ein riesiger Parkplatz voller Schrott, Abfall und Bagger, dahinter ein Pinienwäldchen, wo wir übernachten durften. Tagsüber übte Tinu surfen, Ben und Jon auch ein wenig, Meo grub Löcher in den Sand und las, ich plante die Weiterreise in Albanien und zwei Typen bohrten von morgens bis abends mit einem motorsägenartigen Bohrer Löcher in den Sand, um weitere hundert Sonnenschirme zu installieren…

Am Montag gings dann nochmals zum Einkaufen und dann über die Grenze nach Albanien. In der Schlange vor dem Zoll kauften wir einem älteren Mannli Erdbeeren und getrocknete Feigen ab, dann fuhren wir als erstes nach Shkodar, um Leke zu beziehen und allenfalls eine SIM zu kaufen. Die Stadt faszinierte uns schon beim Hineinfahren, weil sie uns an Mekkele erinnerte: hier zwei Schlosser am Strassenrand, dort eine Garage, aus der Lavabos verkauft wurden, kleine Stände mit Früchten und Gemüse, Verkehrschaos inkl. Velofahrer. Wir parkierten und machten uns auf die Suche nach dem Zentrum. Bald kamen wir in eine schöne Gasse voller Restaurants, die mit ihrem etwas heruntergekommenen Charme an Frankreich erinnerte. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir einen Bankomaten fanden, doch der spukte leider kein Geld aus. Eben so wenig der zweite. Beim dritten klappte es. Mit mehreren tausend Leke in der Tasche gingen wir weiter. Angesteckt von der fröhlichen Atmosphäre (auch das war auffallend: die Menschen wirkten fröhlicher, es hatte auch viel mehr junge Menschen als in Montenegro), beschlossen wir, hier was zu essen. Wir setzten uns in ein modernes Restaurant, in dem schon viele Albaner*innen sassen, und waren hin und weg vom Angebot. Und weil alle so begeistert waren und es so günstig war, gabs auch gleich noch ein Dessert. Die SIM schien uns etwas sehr teuer und so gingen wir ohne weiter zum Camping etwas ausserhalb und staunten nicht schlecht, als wir dort um die Ecke bogen: alles platschvoll, eine Camperschlucht an der anderen, der Camping piekfein…Nun gut. Aber die jungen Frauen am Empfang waren sehr freundlich, eigentlich sogar ausgelassen, und zeigten uns die wenigen noch freien Plätze. Wir bezogen einen ganz hinten in einer Ecke, nutzen am nächsten Tag Waschmaschine und Tumbler, was uns schlussendlich fast gleich viel kostete wie die Übernachtung (ojemine), machten derweil etwas Schule und wollten dann an einen schönen Fluss fahren, der laut Angaben auf dem Campingplatz nur eine halbe Stunde entfernt sei… Nun ja, es hätte auch ohne Verfahren länger gedauert, mit Verfahren dauerte es deutlich länger, und als wir dann an diesem wirklich sehr schönen Fluss waren, bedauerten wir, dass wir nicht hier übernachten konnten, da wir für den nächsten Tag schon die Komanfähre gebucht hatten. Ben und Jon sprangen trotz der Kälte noch von den Felsen, und dann fuhren wir Richtung Koman Stausee. Das war anfangs schwierig, weil es so schlecht ausgeschildert war, und dann kam die unglaubliche Strecke, über die man überall liest, die landschaftlich enorm schön ist, für deren 32Km man aber um die zwei Stunden braucht, weil sie eigentlich nur aus Schlaglöchern besteht. Hie und da sind mal 20m «neu» «geteert» (wie muss der Zustand gewesen sein, dass man das Stück so was wie sanierte?), dann geht’s wieder von Schlagloch zu Schlagloch. Es war schon dunkel und begann zu regnen, als wir am Strassenrand unser Zelt aufschlugen. Am nächsten Tag räumten wir im Regen zusammen und fuhren das letzte Stück zum Anleger, inkl. Einbahntunnel, ohne nützliche Beschilderung, und landeten auf einem kleinen, chaotisch zuparkierten Anlegeplatz – wo wir informiert wurden, dass die Fähre leider nicht fahren könne, der Wasserstand sei zu tief…wir verbuchten es als Albanienerfahrung, dass wir bei der Onlinebuchung keine Meldung erhalten hatten, dass die Fähre gar nicht fuhr. Also ein Kaffee in dem kuriosen, nach Rauch stinkenden Beizli und den ganzen Weg wieder zurück. Irgendwo unterwegs mal Frühstück mit schöner Aussicht aufs Wasser und einer Schildkröte im Gebüsch, dann Weiterfahrt Richtung Süden. Leider kamen wir nicht an den Fluss, an dem wir gerne Mittagspause gemacht hätten, und landeten auf einem grossen Parkplatz voller Camper an einer Lagune. Etwas aus dem Konzept gebracht durch die unerwünschte Wendung am Komansee und die Aussicht auf mehrere Tage schlechtes Wetter beschlossen wir, noch ein bisschen südlicher zu fahren und dort an einem Strand zu schlafen. Das klappte ganz gut, nur war auch dieser Strand charmebefreit und verwahrlost und es fing gleich zu regnen an, als wir essen wollten. Flucht nach drinnen, wo es natürlich sehr eng wurde, aber mit Birchermüesli möglich war, dann eine Regenlücke abwarten, um das Zelt aufzustellen und das Gepäck plus Jungs nach oben befördern. Das gleiche Spiel nochmals am Morgen, Regenlücke abwarten, alles zusammen packen, möglichst wenig Sand mitnehmen und dann ab nach Durres auf der Suche nach einem Kaffee und Gipfeli – Schule am Schärme.

Wir beschlossen, trotz der schlechten Wetteraussichten an den Ohridsee zu fahren und nahmen am Nachmittag den Weg quer hinüber in den Osten in Angriff. Die lange, eher mühsame Fahrt (immerhin war es besser ausgeschildert), das regnerische Wetter, das neue Hörbuch, das auch spannend aber bei weitem nicht mehr so erheiternd war wie das letzte – und dann die Ankunft bei verhangenem Wetter…wir fragten uns, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Was war hier schöner als der Thunersee? Da alle dringend aufs Klo mussten, setzten wir uns in die schmuddelige Taverne, tranken was und spielten Codenames, was die Laune etwas besserte. Zurück beim Auto redeten wir noch eine Weile mit dem Deutschen Paar, das im anderen VW Bus wohnte, kochten im Dunkeln und verkrochen uns dann in die Schlafsäcke.

Lagebesprechung am nächsten Morgen. Wir waren uns einig, dass sich die Fahrt nicht gelohnt hatte, aber dass wir nun wohl am besten versuchten, noch was rauszuholen. Wir fanden eine kleine Wanderung von unserem Schlafplatz aus und nun kam sogar die Sonne noch etwas hervor, was der ganzen Situation sehr gut tat. Die Wanderung war richtig schön und erstaunlich abwechslungsreich. Zuerst am Ufer des erstaunlich klaren Sees entlang (das kam nun dank der Sonne zur Geltung), dann über magere Bergwiesen, vorbei an wunderschönen, einfachen Pflanzblätzen im Nichts (kamen die mit dem Schiff hierher?), aus welchen uns diverse Gemüsegärtner*innen freundlich grüssten und die einen uns nach einem Gespräch in sie Albanisch wir Berndeusch sogar Zwiebelgrün und Salat mitgaben, bis zu einem Dörfchen namens Lin, in dem uns als erstes ein Esel begrüsste. Die Sonne schien fast die ganze Zeit über (wie schön!) und wir sahen nun auch, was so schön war am uralten Ohridsee: er war so klar und der Boden voller heller Steine, dass es von oben aussah wie das Meer: türkis am Rand, tiefblau weiter innen. Überall blühte wilder Storchenschnabel und grosse Taubnesseln.



Zufrieden kamen wir wieder beim Auto an. Nur wussten wir immer noch nicht recht, wie weiter. Die nächsten Ziele waren so verstreut, dass es keine klare Route ergab, und wir waren noch immer etwas erschlagen von der Fahrt gestern und von den trüben Wetteraussichten. Ein Hinweis unseres deutschen Nachbarn gab dann den Ausschlag: er habe gehört, die Strasse über Koce und dann hinunter nach Permet sei landschaftlich recht schön. Und weil uns wohl beiden heimlich die gleiche Rückfahrt bis Elbasan zuwider war, beschlossen wir, Berat auszulassen und über diesen Weg gleich nach Permet zu fahren. Mit Zwischenstopp in Koce, da Tinu nun doch eine SIM wollte, und weil uns das Gas zum Kochen ausging. Und dieses Koce erwies sich dann als unerwarteter Glücksfall. Ich hatte vorher einen Schlafplatz etwas weiter südlich ausgesucht und einen Notfallplatz gleich in der Stadt, für den Fall, dass die Gassuche so viel Zeit in Anspruch nahm, dass wir nicht mehr weiterfahren wollten: der Parkplatz eines Hilfswerks, inkl. WC und Dusche. Als dann das eine Geschäft, das angeblich Gas verkaufe, schon geschlossen hatte, beschlossen wir, auf diese Variante auszuweichen. Auch das erinnerte uns sehr an ORE: wirklich nichts schönes, aber ein sehr freundlicher Wächter und ein unerwartetes Geschenk: Waschmaschine und Tumbler waren im Übernachtungspreis von ca. 13 Franken inbegriffen. Das nahmen wir sehr gerne in Anspruch und machten uns dann auf in die Stadt, um was zu essen. Und wieder gingen wir ohne alle Erwartungen und waren positiv überrascht aber der lockeren und schönen Atmosphäre, dem Park, in dem alle am Flanieren waren, den schönen alten Häusern, eines mit verwildertem Garten, und generell von der schönen Stimmung.

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