Am nächsten Morgen schimmert der Salzsee blass Rosa, das mit aufsteigender Sonne intensiver wird. Ich will gerne nochmal in dieser weiten Fläche stehen und etwas vom dem Salz mitnehmen, das Ben aufgehäuft hat. Ein bisschen surreal, die Weite, die Farbe.
Unser heutiges Tagesziel ist das Ilhara Tal. Im Lonely Planet heisst es, nur ein Abschnitt davon sei sehr besucht, der Rest überhaupt nicht. Wir entscheiden uns also für den weniger begangenen Teil, finden einen grossen Parkplatz, vertrösten die hoffnungsvollen Restaurantbesitzer, die gleich auf uns zukommen, mit «Maybe later» und marschieren los, dem kleinen Fluss entlang. Bald kommen wir zu einer Brücke wo eine kleine türkische Familie wie hier so üblich mit Campingtisch und Campingstühlen sitzt und isst. Und wie eben auch üblich, ist kein Wegweiser zu sehen. Da auf der anderen Seite der Brücke die ersten der für diese Gegend typischen Felsen stehen, überqueren wir die Brücke und gehen auf dieser Seite weiter den Flusslauf hinauf. Irgendwann verliert sich der Weg im hohen Gras, wir improvisieren. Auf der anderen Flussseite sind hie und da ein paar Türken am Mähen oder sonst was tun – alle geben sie uns zu verstehen, dass wir falsch sind, niemand kann uns sagen, wo wir wieder über den Fluss kommen. Aber wir kommen nicht schlecht vorwärts, es gibt immer wieder mal Wegstücke, zwischendurch müssen wir einen Felsen überwinden. An einer solchen Stelle amüsiert sich ein Fischer köstlich, dass wir falsch sind, und deutet uns, wir müssten den ganzen Berg hinauf und in eine ganz andere Richtung als wir wollen. Wir gehen weiter. Tinu versucht mal an einer Stelle, durch den Fluss zu kommen, aber da ihm das Wasser bis über die Knie kommt, sind wir nicht sicher, ob das für alle geht. Wir entdecken eine zweite Stelle, wo im Fluss zwei grosse Steine sind. Das könnte klappen. Tinu kommt gut über die zwei Steine, doch danach ist das Wasser richtig tief und die Strömung stark. Zuerst haben wir noch Hoffnung, dass es trotzdem klappen könnte, weil ein Baum seine Zweige dort tief hängen lässt. Nur sind die leider so brüchig, dass sie zu wenig bringen. Als es Tinu fast davon spült brechen wir ab, ziehen wieder alles an und kraxeln weiter. Jon rennt in seiner Leichtfüssigkeit voraus und kommt zurück mit der Nachricht, dass es weiter vorne besser aussehe. Und tatsächlich ist der Fluss dort breiter und deswegen weniger tief und weniger stark, wir kommen alle heil hinüber. Wir gehen noch ein Stück zurück zu den Höhlen und Behausungen, die vor vielen hundert Jahren in den Felsen gehauen wurden, und machen dort eine wohlverdiente Mittagspause. Danach machen wir uns auf den Rückweg und die Hitze lässt Meo und mich immer wieder im Schatten absitzen. Ben und Jon jedoch macht das gar nichts aus, sie klettern bei jeder Höhle voller Enthusiasmus hoch und rufen uns dann zu, ob es was zu sehen gibt. Zum Glück, sonst hätten wir die langen Gänge, die mehrere Räume verbanden, verpasst, ebenso die alte Kirche mit orangen Zeichnungen und den grossen Raum voller Taubenlöcher. Wieder zurück beim Auto beschliessen wir, gleich noch bis Göreme zu fahren, in der Hoffnung, dass morgen Sonntag besonders viele Heissluftballons starten. (Im Vorfeld hatten wir uns überlegt, dass das vielleicht die eine grosse Touristenattraktion sein könnte, die wir uns leisten. Als wir dann in Ephesos etc merkten, wie enorm teuer plötzlich alles Bekannte ist, dämmerte uns schon, dass das wohl nichts werden würde. Als uns dann klar war, dass wir als Familie mit rund 1000.- rechnen mussten für eine Stunde war der Fall erledigt – aber wir gingen davon aus, dass es nicht viel weniger spektakulär sein würde, die Dutzenden von Ballons über einen hinwegfliegen zu sehen). Ich versuche, auf Park4night herauszufinden, welcher Platz geeignet wäre, um die Ballons möglichst gut zu sehen, und war schon ein wenig ernüchtert, als bei vielen Orten Bemerkungen standen wie: «abends um 22:00 kam einer und verlangte Gebühren. Schien nicht berechtigt, aber was sollten wir machen» oder: «zum Sonnenuntergang kamen über 50 Quads, wurden noch nie so eingestaubt». Im einen Bereich schien es etwas weniger problematisch, wir steuerten den an. Die Ankunft in Göreme war dann auch einigermassen ernüchternd: an der Strasse reihten sich Fresshäuser aneinander, Chinesisch, riesige Steaks, indisch…wie wärs mit türkisch? Alles war viel schreiender, als wir das in Erinnerung hatten, alles schrie einen optisch an. Wir füllten unseren bescheidenen Wassertank und fanden dann einen Weg auf einen der Hügel mit grossem Parkplatz und fast 360 Grad Aussicht. Da es mir offensichtlich erschien, dass wir hier nicht die einzigen bleiben würden (ein paar waren schon hier um zu schlafen und ich hatte mehrfach davon gelesen, dass viele am Morgen auf einen Hügel fahren um den Sonnenaufgang und die Ballons zu sehen), war ich dafür, ganz am Rand zu parkieren. Das sollte sich in gewisser Hinsicht noch rächen.
Tamara
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