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Preisexplosion in Ephesus, Türkisch Normal


Wir verlassen den Kiter Strand. Unterwegs versuchen wir wo immer möglich unsere Autobahnvignette zu kaufen – mit mässigem Erfolg. Dafür können wir im Decathlon Wasserschuhe, Badehosen für schnell wachsende Jungs und eine neue Ultimatescheibe kaufen. Das Highlight des Tages ist der Besuch der weltberühmten Ausgrabungsstätte von Ephesus. Dies soll eines DER Höhepunkte einer jeder Türkey-Reise sein. Ephesus wird auf der ersten Seite jedes Reiseführers, zusammen mit den Sinterterassen von Pamukale, Kapadokien und Istanbul beschrieben. Auf dem Vorplatz vom Südtor muss man durch die üblichen Touristengeldabknöpfbuden huschen und mehrmals ein unschlagbares Angebot für Fussball T-Shirts, Eiscreme oder Schmuck aus Muscheln ablehnen. An der Kasse stutzen wir, als wir erfahren, dass wir 2000 Lire bezahlen sollten. Nach genauem rechnen und wiederholtem überprüfen realisieren wir, dass die tatsächlich 90 sFr Eintritt für das Basic-Ephesus Angebot für uns als Familie verlangen. Das Terassenhaus kostet extra. Ben, Jon UND Meo werden grosszügig als Erwachsene gerechnet. Mit Schnappatmung treten wir von der Kasse zurück und besprechen, was wir tun sollen. Ben und Jon stimmen für «scheiss auf Ruinen und abgebrochene Säulen», Meo und Tamara sind enttäuscht und wären eigentlich gerne gegangen. Ich rebelliere gegen das Tourismusregiem und schlage mich auch die Seite der Teenies. Zum Schluss sind wir einer Meinung, dass Meo und Tamara die Ausgrabungsstätte besuchen sollen und wir andere rebellieren. So trotten wir drei nicht allzu traurig zurück zum Auto, essen Chips, trinken Bier spielen und testen die neue Frisbeescheibe auf dem Parkplatz. Meo und Tamara kommen nach ca. 2.5 h freudestrahlend und heissgekocht von der heissen Sonne zurück.



Für die Nacht steuern wir einen nahegelegenen Sandstrand an. Wieder einmal parken wir neben einem dieser Lastwagen-Camper. Franzosen, welche bereits ihren dritten Lastwagen selber ausgebaut haben. Ihre Reiseziele sind aber nicht die Cote d’Azur und die Toscana, sondern Marokko, Lybanon und der Iran. Ihre Anwesenheit beruhigt unsere Nerven, da der starke 4x4 Camion sicher behilflich wäre, wenn wir wieder einmal stecken blieben. Haben wir die Hunde eigentlich schon erwähnt? An jedem! Platz den wir ansteuern hat es mindestens einen Hund. Hier ca. 4 grosse und 4 Teeniehunde. Erstaunlicherweise sind fast ausnahmslos all diese Hunde sehr anständig. Wenn wir kochen, sitzen sie mit etwas Respektabstand in der Nähe und hoffen mit grossen Hundeaugen auf Futter. Einige bevorzugen Streicheleinheiten. Weist man sie weg, dann gehen sie häufig. Diese Hunde haben Glück, denn meistens gehen ihre Artgenossen leer aus. Doch das heutige Grillfleisch, welches etwas zu lange in unserem Kühlschrank verweilte, welcher nicht ganz zuverlässig immer kühlt, riecht sehr merkwürdig. Niemand hat Lust auf eine ausgewachsene Magenverstimmung. Die Hunde scheint das nicht zu stören. Auch hier zeigen sie überraschen viel Anstand und lassen sie mich einen nach dem anderen futtern. Einmal mehr entdecken wir Schildkröten, ich trete beim Holz suchen beinahe auf einen Hasen. Sandstrand hat immer Vor- und Nachteile. Optisch schön, zum Spielen toll. Aber die Sauerei im Auto ist allgegenwärtig. Am Morgen merken wir, dass mindestens einer der Hunde unter unserem Auto geschlafen hat. Das hat einen beträchtlichen Vorteil: wenn sich ein Mensch oder ein anderes Tier nähert, dann gibt es ein ohrenbetäubendes Gebell. Ebenfalls lassen sich um die tausend Fruchtfliegen oder ähnliches auf unserem Bett nieder, als wir das Auto verlassen

Heute ist der 31.5., mein Geburtstag. Beinahe hätte ich ihn vergessen. Wie ich das mit den meisten Geburtstagen zu tun pflege. Tamara hat zum Glück am Vortag das Datum gecheckt und eingekauft für ein überwältigendes Buffet. Die Jungs sind äusserst hilfsbereit. So gut haben wir noch nie gefrühstückt auf dieser Reise. Herrlich. Da vergisst man sogar, dass der Abfall auf dem Strand allgegenwärtig ist. Trotz reichlich Mülltonnen, verteilt auf die ganze Länge des Strandes, liegt überall Khüder. Und dieser ist nicht von den Campern, sondern von den Einheimischen. Alles lassen sie liegen. In ihrem Paradies. Auch dann, wenn sie später den selben Platz wieder besuchen! So viele Plätze sind versaut. In jedem Gebüsch liegen Büchsen, Plastiksäcke, PET-Flaschen, …. Echt zum Kotzen. Viele der Camper sammeln als kleine Gegenleistung für das gratis schlafen Abfall ein. Auch wir haben uns auf die Fahne geschrieben, jeden Platz sauberer zu verlassen als wir ihn antreffen. Gar nicht so schwierig. Ohne Hilfe des 4x4 Franzosen verlassen wir den Sand. Die Jungs dürfen auf dem Dach mitfahren, bis wir die Hauptstrasse erreichen. Auf der Fahrt Richtung Süden halten wir weiterhin die Augen nach Gas und HSG offen. Wir halten zwecks PTT-Filiale in einem Städtch, wo wir die einzigen «Ferengis» sind. Endlich können wir die Autobahnvignette erstehen. Zur Feier des Tages kehren wir in ein offenes Gartenbeizli ein um dann festzustellen, dass das kulinarische Angebot nicht mit meinen Geburtstagswünschen mithalten kann. Egal. Toast für mich, Hamburger für Jon und die erstaunlich ergiebige Frühstückscombo für Meo. Den Hunger stillen wir anschliessend in einer sensationellen Konditorei, wo ich für wenige Liren aus einer riesigen Auswahl an Geburtstagstorten entscheiden darf.

In einem anderen kleinen Kaff hat es tatsächlich Gaskartuschen unserer Wahlgrösse. Ich teste hurtig eines der Adapterventile und kaufe für günstige 15 sFr einen Bombele. Endlich sind unsere Kochsorgen gelöst. Denn diese Flasche sollten wir tauschen oder wieder befüllen können.

Am Schlafplatz unserer Wahl, direkt am Meer aber diesmal etwas erhöht und ohne Sand, da felsig, testen wir freudestrahlend unsere neuerworbene Gas-Bombele…. Um festzustellen, dass unser Adapter doch nicht passt. Fuck. Ich frage unseren türkischen Nachbarcamper, welcher eine fast identische Bombele hat, ob ich seine Gasflasche anschauen könne. Er ist äusserst hilfsbereit. Und siehe da, diese würde passen. Einziger Unterschied zwischen den beiden Flaschen ist, dass eine ein M14, die andere ein M16 Gewinde hat. Dummerweise hat der «falsche» Adapter einen M14 Anschluss, kann aber nicht tief genug eingeschraubt werden. Der hilfs- und kommunikationsbereite Nachbar heisst Erdogan. Er bietet mir an, mich mit seinem Roller ins 10 km entfernte Nachbardorf zu fahren um die Gasflasche zu tauschen. Ich lasse mich auf das Abenteuer ein. Gemütlich tuckern wir los. Unterwegs plaudern wir mit «Edo’s» Freunden, welche in der Nähe Campen. Tatsächlich finden wir im Stedtli einen Gaslieferanten, der für einen vernünftigen Zuschlag die Gasflasch austauscht. Auf dem Rückweg füllen wir eine riesige (20 L) und drei grosse (5 L) Wasserflaschen. Kein Problem, das alles auf einem Roller zu transportieren, Türkisch Normal! Endlich ist unser Gasproblem definitiv gelöst – zumindest solange wir in der Türkey sind.

Der Stellplatz entpuppt sich als einer der schönsten bisher. Der Bus steht 10 m neben dem Meer auf festem Untergrund unter Schatten- und Regenschutz spendenden Bäumen. Im Wasser entdecken die Jungs, dass überall Bleigewichte liegen, welche die Fischer verloren hatten. Den Rest des Tages verbringen sie damit, danach zu tauchen. Bereits nach einem Tag haben sie über ein 1 KG gesammelt. Der Plan ist, diese an andere Fischer zu verkaufen und so ein Feriengeld zu verdienen (was sich im Rückblick als viel schwieriger herausstellt als weitere Gewichte zu finden. Aktuell sind über 3 kg im Vorrat). Wir chillen in der Hängematte und geniessen das Leben. Mein Wingfoilversuch ist von Beginn weg zum Scheitern verurteilt, weil der Wind nicht allzu lange anhält. Aber das «übersWasserdümpeln» ist trotzdem schön. Immer wieder sprechen wir mit Edo und seiner Frau, Nuray. Nach dem Abendessen laden sie uns zum Plaudern ein. Und zu Bier und Raki und Nüssen und Käse und Tomaten…. Wir erfahren zum ersten Mal die türkische Gastfreundschaft. Geschenke zu geben und Interesse an anderen Menschen zu zeigen, gemeinsam Tee oder Raki trinken ist extrem schön. Türkisch normal. Die Unterhaltung mit den beiden ist sehr unterhaltsam. Googel Translate schliesst unsere grossen Sprachlücken. Zwei Junge Männer parken auf der anderen Seite von uns, senken das hydraulisch gesteuerte Fahrgestell, saufen und hören laut Musik. Edo und Nuray sind nicht erfreut darüber: «not normal!» Plötzlich taucht einer der Männer, schon ziemlich angetrunken, auf und schenkt eine Flasche Wasser. Hauptsache, man kann etwas schenken. Als dieser merkt, dass Edo nicht glücklich über die laute Musik ist, kommt er ein zweites Mal und schenkt Zigaretten und beinahe geschmolzenes Eis. Türkisch Normal. Edo darf später mit der Fernsteuerung der Auto-Hydraulik spielen und hat die Jungs längst ins Herzen geschlossen. So gewinnt man Freunde. Mitten in der Nacht taucht eine Wildsau mit vier Ferkeln auf. Als wir schon schlafen grunzen sie um den Bus, suchen nach Essensresten und holen die Bratpfannen aus unserer Küchenkiste. Leider können wir die Jungs nicht wecken, ohne die Schweine zu verscheuchen. Am nächsten Morgen erhält Tamara eine selber gestrickte Überwurfdecke und Tamara übergibt einen kleinen Blumenstrauss. Schweren Herzens verabschieden wir uns von den beiden und machen uns auf zu einem der Tipps, welchen uns Edo per Whatsapp mitgegeben hat. «Send now, check Tino!»

Tinu




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