- tamarautinu
Vom Regen zum Schnee – die Berge Montenegros
Nach drei Tagen im Schneckenhäuschen machten wir uns (endlich) auf den Weg Richtung Durmitor Nationalpark in Montenegro. Eine deutscher Reisender hat uns nicht die direkte Hauptstrasse, sondern einen kleinen Umweg durch das Hinterland empfohlen. Mutig fuhren wir auf das kleine Strässchen. Schmal, sehr kurvig und schöner mit jeder Minute. Mitten im Wald läuft ein Auerhuhn vor’s Auto. Anhalten ist kein Problem – bei 25 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Landschaft ist rau, die Hochebene weit und alles sehr ursprünglich. Gegenverkehr? 1 Auto pro Stunde! Und es hat Schnee! Zwischenzeitlich hat es 60 cm hohe Schneewälle neben der 2.5 m Fahrspur. Wir wollen über einen Pass nach Zabljak fahren. Die Schneeberge kommen immer näher. Als wir einen Einheimischen nach dem genauen Weg fragen meint der kurz: «Pass, Snow, closed!». Umdrehen und einen anderenWeg suchen. Eine 2.5 h Fahrt hat sich in eine 5 stündige verwandelt. Doch der Umweg war einer der schönsten Umwege meines Lebens.
Zabljak ist sehr touristisch. Wer die Berge in Montenegro besucht kommt hier hin (ausser er kennt die Berge besser als wir). Schon bei der Ankunft graut mir vor der Nacht, denn Schnee hat es auch hier. Ein kleiner Abendspaziergang zum Zrno Jezero (Schwarzer See) zeigt uns, dass sich die Fahrt trotzdem gelohnt hat. Essen und dann für die Schlacht gegen die kalte Nacht vorbereiten: Socken, lange Unterhosen oder Tights, Mütze, Seidenschlafsack, drei Schichten für den Oberkörper… ausser Ben: Boxershorts, das genügt. Vor dem Zubettgehen rennen wir wie irre über den Parkplatz, machen Liegestützen und andere Hüpfungen, damit wir nicht völlig ausgekühlt in die Schlaftüte kommen. Ausser Ben: der nimmt’s cool. Die Nacht wird dann tatsächlich zur Herausforderung. Speziell für alle die den Schlafsack 1-2 Mal die Nacht verlassen müssen. Ausser für Ben, der bleibt warm.
Darin bleiben wir, bis die ersten Sonnenstrahlen Entwarnung geben. Es erwartet uns ein wunderschöner Tag mit einer herrlichen Wanderung, welche nach elterlichem Plan ca. 1.5 h dauern wird. Wir wollen zum Schlangensee. Mit einer unerwartet guten Karte machen wir uns auf die Suche nach dem Weg. Die Kinderschaar ziemlich unmotiviert. Der Vater mutig voran mit Karte. Dass der super OL-Papa schon die erste Kreuzung verpasst und dann grossartig ankündigt, «quer laufen» würde auch gehen… macht die Laune der Jungs nicht besser. Dem Papa gefällt’s unglaublich, denn der Wald ist betörend schön. Erst die langen Abfahrten auf Altschneebändern erheitert die Stimmung des letzten Grummlis. Spiegelmoossee, Dreizehenspecht und schlussendlich der Zmijinje Jezero (Schlangensee)… einfach nur schön.
Pesche, ein zugelaufener Bernersennenhund, läuft uns auf dem Rückweg voran. Er führt uns den Weg zurück zum Restaurant am See. Immer schön der Markierung nach. Wie das alle normalen Wanderer auch ohne tolle Karte problemlos finden. 30’ dauert der Rückweg. Die ganze Tour hat sich etwas in die Länge gezogen. Aber nach ca. 4h haben wir den Parkplatz erreicht.
Tinu